Technologische Unterstützung für den Spielerschutz
Lesezeit: 4 Min.Publikation: 02. September 2025, Jessy Thür
Die digitale Transformation macht auch vor dem Glücksspiel
nicht Halt. Besonders in der Schweiz setzen Online-Casinos zunehmend auf Künstliche
Intelligenz (KI), um den gesetzlichen Anforderungen an Spielerschutz und
Geldwäscheprävention gerecht zu werden. Dabei geht es längst nicht nur um
Effizienz oder Profitsteigerung, sondern vor allem um Verantwortung, Transparenz
und Rechtssicherheit.
Im Rahmen des Geldspielgesetzes (BSGG) sind Anbieter
verpflichtet, ein sogenanntes Sozialkonzept zu implementieren. Dieses soll
gefährdete Spieler frühzeitig erkennen und schützen. KI-basierte Systeme bieten
hier neue Möglichkeiten. Sie können Nutzerverhalten automatisch analysieren und
auffällige Muster, wie etwa häufige Einzahlungen, nächtliches Spielen oder
überdurchschnittlich hohe Einsätze, in Echtzeit melden. Das erlaubt frühzeitige
Massnahmen wie Hinweise, Sperren oder persönliche Kontaktaufnahme.
Die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) überwacht
die Umsetzung dieser Vorgaben und veröffentlichte 2024 einen Bericht, in dem über
600 illegale Glücksspielplattformen gesperrt wurden. Viele dieser Massnahmen
beruhen auf technischer Überwachung und digitaler Verhaltensanalyse, zunehmend
auch mit KI-Unterstützung.
Einheitliche Regeln für KI: Die Schweiz bereitet sich vor
Zwar existiert bislang kein separates KI-Gesetz für den Glücksspielbereich, doch der gesetzliche Rahmen wird aktuell weiterentwickelt. Im Februar 2025 beschloss der Bundesrat, die internationale KI-Konvention des Europarats zu ratifizieren, und legte zugleich Eckpunkte für eine nationale Regulierung vor. Ziel ist eine ausgewogene Gesetzgebung, die sowohl Innovation ermöglicht als auch Grundrechte schützt.
Im Fokus stehen dabei:
- Transparenz
der eingesetzten Systeme
- Schutz
personenbezogener Daten
- Vermeidung
diskriminierender oder intransparenter Entscheidungen
- Klare
menschliche Aufsicht bei sensiblen Massnahmen
Die neue Gesetzesgrundlage für den KI-Einsatz in risikorelevanten Bereichen soll bis Ende 2026 ausgearbeitet werden. Parallel dazu erarbeitet die Verwaltung technische und ethische Standards. Der Schweizer Ansatz ist dabei bewusst technologieneutral. Reguliert wird nicht die Technologie selbst, sondern deren Anwendung und Wirkung. Insbesondere im Hinblick auf Missbrauchsgefahr, Datenschutz und Fairness.
Vergleich: Deutschland setzt stärker auf zentrale Überwachung
In Deutschland regelt der Glücksspielstaatsvertrag den
Online-Markt. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) kontrolliert
die Umsetzung von Massnahmen wie Einzahlungslimits oder Werbebeschränkungen. KI
wird dort primär zur Marktüberwachung und Betrugsbekämpfung eingesetzt, jedoch
ohne spezifische rechtliche Grundlage für ihren Einsatz im Glücksspiel.
Im Unterschied zur Schweiz basiert die Regulierung in
Deutschland auf einem offenen Lizenzmodell mit vielen privaten Anbietern. Das
führt in der Praxis häufiger zu Umgehungen, etwa durch illegale Plattformen
oder technische Schlupflöcher. In der Schweiz hingegen ist der Markt stärker
abgeschottet. Nur staatlich konzessionierte Anbieter dürfen legale
Online-Casinos betreiben.
Chancen und Risiken von KI im Glücksspiel
Chancen:
- Effektiver
Spielerschutz: KI kann gefährliches Verhalten frühzeitig erkennen.
- Automatisierte
Einhaltung gesetzlicher Vorgaben: Einzahlungslimits, Identitätsprüfungen
und Sperrsysteme lassen sich technisch effizient abbilden.
- Prävention
statt Reaktion: Durch permanente Verhaltensanalyse wird Suchtverhalten
früh adressiert.
Risiken:
- Datenschutzfragen:
Die Analyse personenbezogener Daten erfordert hohe Sicherheitsstandards.
- Blackbox-Entscheidungen:
Nutzer haben oft keine Einsicht in die Funktionsweise von KI-Systemen.
- Fehlentscheidungen: Auch KI kann falsch reagieren – weshalb menschliche Kontrolle zwingend notwendig bleibt.
Fazit: Die Schweiz auf dem Weg zu einem verantwortungsvollen KI-Einsatz
Die Schweiz verfolgt beim Thema KI im Glücksspiel einen vorsichtigen,
aber konsequenten Weg. Sie nutzt technische Möglichkeiten dort, wo sie den
Schutz von Spielerinnen und Spielern erhöhen. Ebenfalls bereitet sie
gleichzeitig eine fundierte rechtliche Grundlage für die Zukunft vor.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, in denen der Markt weniger stark reguliert ist, setzt die Schweiz auf Qualität, Transparenz und eine enge Zusammenarbeit zwischen Behörden und Anbietern. Künstliche Intelligenz wird dabei nicht als Allheilmittel verstanden, sondern als Werkzeug, das nur unter klaren Regeln eingesetzt werden darf.