Donnerstag, 31. Juli 2025

Poker-Spielerin kämpft in den USA um Millionen

Ein Spiel, ein Gewinn, eine Sperre - und ein langer Rechtsstreit


Lesezeit:           4 Min.
Publikation:       31. Juli 2025, Jonathan Schönholzer


Der Fall der US-Amerikanerin Jacqueline Davis, über den kürzlich in den US-Medien berichtet wurde, wirft ein grelles Licht auf die rechtlichen Grauzonen im Online-Glücksspiel. Was wie ein spektakulärer Jackpot-Gewinn bei einer Aktionswoche klingt, entwickelte sich zu einem juristischen Marathon. Die zentrale Frage: Muss ein Online-Casino seinen eigenen Gewinnversprechen auch dann nachkommen, wenn ein Softwarefehler vorliegt?

Der Fall Jacqueline Davis – Was ist passiert?

Im März 2021 nahm Jacqueline Davis an der sogenannten Luck O’ The Roulette-Aktion auf der Plattform BetMGM teil - einem der grössten Online-Casinos der USA. Sie startete mit einem kleinen Einsatz von 4,50 US-Dollar und spielte mehrere Tage lang. Dabei schien sie das Glück auf ihrer Seite zu haben: Zwischenzeitlich knackte sie die 10-Millionen-Dollar-Marke und beendete die Session mit einem satten Gewinn von 3,3 Millionen Dollar.

Als Davis daraufhin 100'000 Dollar zur Auszahlung beantragte, erhielt sie zunächst eine E-Mail mit Glückwünschen. Kurz darauf jedoch wurde ihr Konto gesperrt. Die Begründung von BetMGM: Es habe einen „Softwarefehler“ gegeben, der die angezeigten Gewinne ungültig mache.

Davis sah sich um ihr rechtmässiges Preisgeld gebracht und reichte Klage ein – doch der Weg vor Gericht war alles andere als einfach.

Rechtliches Tauziehen um das Glücksspielgesetz

BetMGM berief sich auf das Glücksspielgesetz des US-Bundesstaates Michigan - den Lawful Internet Gaming Act von 2019. Das Unternehmen argumentierte, dass dieses Gesetz Privatklagen gegen lizenzierte Glücksspielanbieter ausschliesse.

Dieser Punkt war zentral, denn wenn die Argumentation gestimmt hätte, hätte Davis überhaupt kein Recht gehabt, eine Klage einzureichen - ungeachtet der Frage, ob sie betrogen wurde oder nicht.

Der Fall wanderte durch mehrere Instanzen und erreichte schliesslich den Obersten Gerichtshof von Michigan. Dort entschieden die Richter nun, dass das Gesetz zwar die Glücksspielanbieter reguliert, aber Privatklagen nicht pauschal ausschliesst. Damit bekam Davis grünes Licht, ihre eigentliche Klage einzureichen. Diese wird nun vor dem Wayne County Circuit Court verhandelt.

Was bedeutet das für andere Spielerinnen und Spieler?

Der Fall ist weit mehr als ein kurioser Einzelfall. Er wirft grundlegende Fragen auf, die auch in Europa – und in der Schweiz - immer wieder Thema sind:

  • Müssen Online-Casinos für Softwarefehler haften?

  • Wie transparent sind die Spielbedingungen?

  • Wie gut sind Spieler rechtlich geschützt, wenn etwas schiefgeht?

Auch in der Schweiz sind Online-Glücksspiele seit 2019 legal, sofern sie von einem inländischen Anbieter mit offizieller Konzession betrieben werden - etwa von Swiss Casinos oder Grand Casino Baden. Die Eidgenössische Spielbankenkommission überwacht den Betrieb und sorgt für die Einhaltung der Regeln.

Doch auch hier ist Vorsicht geboten: In den allgemeinen Geschäftsbedingungen vieler Anbieter finden sich Klauseln, die Gewinne im Falle „technischer Probleme“ einschränken oder ausschliessen können. Solche Formulierungen müssen jedoch verhältnismässig und rechtlich haltbar sein - was im Zweifel nur ein Gericht klären kann.

Softwarefehler oder Taktik?

Der Verdacht liegt nahe, dass sich Anbieter wie BetMGM auf Softwarefehler berufen, um grosse Auszahlungen zu vermeiden. Ob das im konkreten Fall von Davis gerechtfertigt war, bleibt offen. Dass ihr Konto jedoch erst nach dem Gewinn gesperrt wurde - und nicht während des Spiels - wirkt zumindest fragwürdig.

Die Entscheidung des Obersten Gerichts ist daher nicht nur ein Etappensieg für Jacqueline Davis, sondern ein wichtiges Signal für die gesamte Online-Glücksspielbranche: Wer mit grossen Gewinnen wirbt, muss auch bereit sein, sie auszuzahlen - oder klar darlegen, warum nicht.

Kein Spiel ohne Regeln - und Rechte

Der Fall Davis zeigt, wie schnell ein Glücksmoment zur Frustration werden kann - besonders im digitalen Glücksspiel. Gerade im Poker, Roulette oder bei Spielautomaten können grosse Gewinne innerhalb von Sekunden entstehen. Doch ob man sie auch bekommt, hängt oft weniger vom Glück als vom Rechtssystem ab.

Bitte beachten Sie, dass alle Angaben ohne Gewähr sind und Änderungen vorbehalten bleiben. Wir empfehlen, aktuelle Informationen direkt auf den jeweiligen Webseiten einzusehen.

Bildquelle: Freepik


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