Warum Netzsperren illegales Online-Glücksspiel in der Schweiz kaum bremsen
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Publikation: 20. August 2025, Jonathan Schönholzer
Die Realität hinter der Sperre
Die Idee hinter den Netzsperren ist einfach: Die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) veröffentlicht regelmässig eine Blacklist mit ausländischen Online-Casinos, die in der Schweiz nicht zugelassen sind. Internetprovider sind verpflichtet, den Zugang zu diesen Seiten zu blockieren, ein Vorgehen, das sich technisch als sogenannte DNS-Sperre umsetzen lässt.
Doch hier liegt auch der Haken: Diese Sperren lassen sich mit wenig Aufwand umgehen. Ein VPN (Virtual Private Network), ein alternativer DNS-Server oder ein einfacher Proxy-Dienst genügen oft, um wieder Zugang zu den gesperrten Seiten zu erhalten. Entsprechende Anleitungen sind frei im Internet verfügbar und vor allem junge Nutzer kennen sich damit gut aus.
Warum greifen die Leute auf illegale Anbieter zurück?
Die Gründe dafür sind vielfältig. Viele nicht lizenzierte Plattformen locken mit höheren Gewinnen, aggressiven Bonusprogrammen, mehr Spielauswahl und niedrigeren Einstiegshürden. Manche Schweizer Anbieter wirken dagegen fast konservativ, was politisch gewollt ist, aber bei spielwilligen Konsumenten nicht immer gut ankommt.
Ein weiterer Aspekt ist die Werbung: Obwohl sie in der Schweiz für illegale Anbieter verboten ist, tauchen immer wieder Werbeanzeigen auf Social-Media-Plattformen wie TikTok, YouTube oder Instagram auf. Sie richten sich besonders an ein junges Publikum und nutzen Gamification, um den Einstieg so einfach und unterhaltsam wie möglich zu gestalten.
Die Schattenseite: Spielsucht und Kontrollverlust
Was für viele wie ein harmloser Zeitvertreib beginnt, kann schnell in einer Abwärtsspirale enden. Bei illegalen Anbietern fehlt es an wirksamen Spielerschutzmechanismen, wie z. B. Einzahlungslimits, Spielsperren oder Suchtprävention. Auch bei Problemen mit Auszahlungen oder unfairem Spielverhalten haben Nutzern keinerlei rechtlichen Rückhalt, sie bewegen sich in einem rechtsfreien Raum.
Gleichzeitig steigt die Zahl der Betroffenen: Laut Suchtfachstellen melden sich zunehmend junge Erwachsene mit problematischem Spielverhalten, das häufig auf Online-Plattformen zurückzuführen ist, die gar nicht legal erreichbar sein dürften.
Was müsste passieren?
Die aktuelle Situation zeigt: Netzsperren allein reichen nicht aus. Nötig wären kombinierte Ansätze:
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Bessere Aufklärung, vor allem bei Jugendlichen, über Risiken und technische Umgehungsmethoden.
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Strengere Kontrolle internationaler Werbeplattformen, um Werbung für illegales Glücksspiel zu unterbinden.
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Technische Weiterentwicklung der Sperren, z. B. durch Deep Packet Inspection oder dynamische Filter.
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Und nicht zuletzt: Eine Diskussion über die Attraktivität der legalen Schweizer Anbieter, die für viele Spieler aktuell nicht konkurrenzfähig erscheinen.