Mittwoch, 20. August 2025

Illegales Online-Glücksspiel in der Schweiz: Warum Netzsperren nicht reichen

Warum Netzsperren illegales Online-Glücksspiel in der Schweiz kaum bremsen


Lesezeit:           4 Min.
Publikation:      20. August 2025, Jonathan Schönholzer


Seit der Einführung des revidierten Geldspielgesetzes im Jahr 2019 versucht die Schweiz, den Online-Glücksspielmarkt stärker zu regulieren und den Schutz der Spielenden zu verbessern. Ein zentrales Element dieser Regulierung: Netzsperren gegen illegale Anbieter. Nur Schweizer Casinos mit offizieller Konzession, wie das Grand Casino Luzern oder das Grand Casino Baden, dürfen Online-Glücksspiele legal anbieten. Doch trotz dieser Massnahmen zeigt sich heute: Die Zahl der Zugriffe auf ausländische, nicht lizenzierte Plattformen nimmt wieder zu und das ist ein Problem.
Pokerchips auf einem Laptop

Die Realität hinter der Sperre

Die Idee hinter den Netzsperren ist einfach: Die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) veröffentlicht regelmässig eine Blacklist mit ausländischen Online-Casinos, die in der Schweiz nicht zugelassen sind. Internetprovider sind verpflichtet, den Zugang zu diesen Seiten zu blockieren, ein Vorgehen, das sich technisch als sogenannte DNS-Sperre umsetzen lässt.

Doch hier liegt auch der Haken: Diese Sperren lassen sich mit wenig Aufwand umgehen. Ein VPN (Virtual Private Network), ein alternativer DNS-Server oder ein einfacher Proxy-Dienst genügen oft, um wieder Zugang zu den gesperrten Seiten zu erhalten. Entsprechende Anleitungen sind frei im Internet verfügbar und vor allem junge Nutzer kennen sich damit gut aus.

Warum greifen die Leute auf illegale Anbieter zurück?

Die Gründe dafür sind vielfältig. Viele nicht lizenzierte Plattformen locken mit höheren Gewinnen, aggressiven Bonusprogrammen, mehr Spielauswahl und niedrigeren Einstiegshürden. Manche Schweizer Anbieter wirken dagegen fast konservativ, was politisch gewollt ist, aber bei spielwilligen Konsumenten nicht immer gut ankommt.

Ein weiterer Aspekt ist die Werbung: Obwohl sie in der Schweiz für illegale Anbieter verboten ist, tauchen immer wieder Werbeanzeigen auf Social-Media-Plattformen wie TikTok, YouTube oder Instagram auf. Sie richten sich besonders an ein junges Publikum und nutzen Gamification, um den Einstieg so einfach und unterhaltsam wie möglich zu gestalten.

Die Schattenseite: Spielsucht und Kontrollverlust

Was für viele wie ein harmloser Zeitvertreib beginnt, kann schnell in einer Abwärtsspirale enden. Bei illegalen Anbietern fehlt es an wirksamen Spielerschutzmechanismen, wie z. B. Einzahlungslimits, Spielsperren oder Suchtprävention. Auch bei Problemen mit Auszahlungen oder unfairem Spielverhalten haben Nutzern keinerlei rechtlichen Rückhalt, sie bewegen sich in einem rechtsfreien Raum.

Gleichzeitig steigt die Zahl der Betroffenen: Laut Suchtfachstellen melden sich zunehmend junge Erwachsene mit problematischem Spielverhalten, das häufig auf Online-Plattformen zurückzuführen ist, die gar nicht legal erreichbar sein dürften.

Was müsste passieren?

Die aktuelle Situation zeigt: Netzsperren allein reichen nicht aus. Nötig wären kombinierte Ansätze:

  • Bessere Aufklärung, vor allem bei Jugendlichen, über Risiken und technische Umgehungsmethoden.

  • Strengere Kontrolle internationaler Werbeplattformen, um Werbung für illegales Glücksspiel zu unterbinden.

  • Technische Weiterentwicklung der Sperren, z. B. durch Deep Packet Inspection oder dynamische Filter.

  • Und nicht zuletzt: Eine Diskussion über die Attraktivität der legalen Schweizer Anbieter, die für viele Spieler aktuell nicht konkurrenzfähig erscheinen.

Illegales Online-Glücksspiel ist längst kein Randphänomen mehr. Die Schweiz hat mit dem Geldspielgesetz wichtige Schritte unternommen, doch die Realität des digitalen Raums holt die Regulierung ein. Wenn der Zugang zu gesperrten Seiten einfacher ist als das Eröffnen eines legalen Spielerkontos, dann besteht dringender Handlungsbedarf. Denn hinter den bunten Bildschirmen lauert nicht nur der Reiz des schnellen Geldes, sondern oft auch der Verlust von Kontrolle, Sicherheit und Selbstbestimmung.

Bitte beachten Sie, dass alle Angaben ohne Gewähr sind und Änderungen vorbehalten bleiben. Wir empfehlen, aktuelle Informationen direkt auf den jeweiligen Webseiten einzusehen.

Bilderquelle: AidanHowe via Pixabay

Illegales Online-Glücksspiel in der Schweiz: Warum Netzsperren nicht reichen

Warum Netzsperren illegales Online-Glücksspiel in der Schweiz kaum bremsen Lesezeit:           4 Min. Publikation:      20. August 2025, Jon...