Mittwoch, 10. September 2025

Skill-based Gambling und die Rolle von Glück

Zwischen Freizeitspass und Risiko


Lesezeit:           4 Min.
Publikation:      10. September 2025, Jonathan Schönholzer


In den letzten Jahren hat sich ein neuer Trend im Glücksspielbereich etabliert: sogenanntes „Skill-based Gambling“, also Glücksspiel, bei dem nicht nur der Zufall, sondern angeblich auch die eigene Fähigkeit über Sieg oder Niederlage entscheidet. Poker, Fantasy Sports, E-Sports-Wetten oder Quizspiele mit Geldeinsatz sind Beispiele für diese Form des Glücksspiels. Sie vermischen Strategie, Wissen oder Reaktionstempo mit dem klassischen Nervenkitzel des Gewinnens und erscheinen dadurch weniger riskant oder gar süchtig machend als traditionelle Angebote wie Spielautomaten oder Roulette. Doch was steckt wirklich dahinter? Und wie sollte man solche Angebote gesellschaftlich einordnen?


Glücksspiel mit Anspruch?

Im Gegensatz zu klassischen Glücksspielen, bei denen das Ergebnis allein durch Zufall bestimmt wird, versprechen skill-based Games eine gewisse Kontrolle. Wer sich gut vorbereitet, Strategien beherrscht oder Statistiken kennt, soll bessere Chancen haben. Besonders in Pokerkreisen ist diese Haltung weit verbreitet: „Poker ist kein Glücksspiel, sondern ein Denksport“, heisst es oft.

Ähnlich funktioniert auch der Reiz von Fantasy Sports, wo Spieler mit einem virtuellen Sportteam auf reale Ergebnisse wetten. Die Auswahl basiert auf Statistiken, Trends und sportlichem Wissen, auf den ersten Blick also weit entfernt von einem simplen Würfelspiel.

Aber auch in digitalen Formaten gibt es Entwicklungen, die in diese Richtung gehen: Manche Apps bieten Quizspiele mit Geldeinsatz, andere kombinieren Arcade-Elemente mit Glücksspielkomponenten. Hier verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen Spiel, Wettbewerb und Wetteinsatz.

Der psychologische Trick: Kontrolle statt Zufall

Skill-based Gambling vermittelt ein Gefühl von Kontrolle. Genau darin liegt aber auch ein Risiko. Spieler überschätzen oft ihre Fähigkeiten und unterschätzen den Zufallsfaktor. In vielen dieser Spiele spielt Glück weiterhin eine entscheidende Rolle, nur eben verdeckt.

Das Gefühl, das eigene Schicksal in der Hand zu haben, motiviert viele zum Weiterspielen. Verluste erscheinen weniger als „Pech“, sondern als persönliche Schwäche. Das kann gefährlich werden, denn aus einer unterhaltsamen Freizeitbeschäftigung wird schnell ein Drang, sich zu „beweisen“ oder „zurückzugewinnen“, was man „durch Fehler“ verloren hat.

Studien zeigen, dass gerade jüngere Menschen sich stark zu solchen Formaten hingezogen fühlen, weil sie einen sportlichen oder intellektuellen Charakter haben. Das Spiel wird zur Herausforderung, zum Wettbewerb, zur Plattform für Selbstdarstellung. Doch wie viel Glücksspiel steckt eigentlich noch in diesen Spielen und wie viel Freizeitspass?

Gesellschaftliche Verantwortung gefragt

In der Schweiz ist skill-based Gambling bisher nur am Rand ein Thema, Pokerturniere gibt es, auch Swisslos und Online-Plattformen bieten Elemente mit Wettbewerbscharakter an. Doch mit der zunehmenden Digitalisierung werden auch solche Angebote attraktiver: Werbekampagnen sprechen gezielt junge, männliche Zielgruppen an und setzen auf Sportlichkeit, Cleverness und Teamgeist.

Der Gesetzgeber sollte hier genau hinschauen. Denn je spielerischer Glücksspiel präsentiert wird, desto schwieriger wird es für Konsumenten, Risiken realistisch einzuschätzen. Die Grenze zwischen Geschicklichkeitsspiel und Glücksspiel darf nicht verschwimmen, auch nicht in der Freizeit.

Skill-based Gambling ist zweifellos ein spannender Trend: Es verbindet den Reiz des Wettkampfs mit der Spannung des Spiels. Doch die Vermischung von Können und Zufall kann gefährlich werden, besonders wenn der Spass zum Selbstbetrug wird. Es braucht mehr Aufklärung, klare gesetzliche Rahmenbedingungen und ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür, dass auch scheinbar „intelligente“ Spiele Glücksspiel sein können.

Denn egal, wie sehr man sich anstrengt: Am Ende ist auch beim Poker oft das Glück die entscheidende Karte.

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Bildquelle: rawpixel.com via Freepik

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