Montag, 15. September 2025

Glücksspieler: Ein Beruf wie Sportprofi?

Professionelles Glücksspiel als Beruf


Lesezeit:           4 Min.
Publikation:      15. September 2025, Jonathan Schönholzer


Wenn man an Profisportler denkt, kommen einem vielleicht Fussballstars, Tennisspielerinnen oder Formel-1-Fahrer in den Sinn. Doch es gibt eine andere, weniger sichtbare Welt, in der ebenfalls auf höchstem Niveau gespielt wird, die Welt der professionellen Glücksspieler. Besonders Pokerspieler leben heute in einer Grauzone zwischen Spiel, Strategie und echter sportlicher Disziplin. Aber: Kann man Glücksspiel tatsächlich mit Sport vergleichen? Und wie ist das in der Schweiz organisiert?


Glücksspiel mit System

Der Begriff „Glücksspiel“ legt nahe, dass vor allem der Zufall entscheidet. Doch das trifft nicht auf alle Spiele gleichermassen zu. Besonders beim Poker spielt Können eine entscheidende Rolle. Professionelle Spieler analysieren Wahrscheinlichkeiten, lesen Gegenspieler, managen ihr Risiko und behalten auch unter Druck einen kühlen Kopf. Das erinnert stark an den mentalen Anspruch von Sportarten wie Schach oder Snooker, auch diese gelten inzwischen als Denksport.

Nicht umsonst hat die internationale Mind Sports Association Poker 2010 offiziell als Denksportart anerkannt. In der Schweiz ist Poker allerdings nach wie vor klar als Glücksspiel geregelt, mit entsprechenden Einschränkungen. Turnierpoker darf nur in konzessionierten Spielbanken stattfinden oder muss speziell bewilligt werden. Das zeigt: Der rechtliche Rahmen hinkt dem sportlichen Anspruch hinterher.

Schweizer Realität: Glücksspiel unter Beobachtung

In der Schweiz überwachen zwei zentrale Institutionen das legale Glücksspiel: Die Eidgenössische Spielbankenkommission und die Gespa (Interkantonale Geldspielaufsicht). Während die ESBK für die landbasierten und online lizenzierten Spielbanken zuständig ist, reguliert die Gespa vor allem kleinere Geldspiele wie Pokerturniere ausserhalb von Casinos, Tombolas oder auch Online-Gewinnspiele.

Diese beiden Behörden sorgen dafür, dass das Glücksspiel verantwortungsvoll betrieben wird. Für professionelle Spieler heisst das aber auch: Wer mit seinem Können legal Geld verdienen will, muss sich an strikte Vorgaben halten oder im Ausland spielen. Viele Schweizer Profis nehmen deshalb an internationalen Turnieren teil, etwa bei der World Series of Poker (WSOP) oder bei Online-Plattformen, die ausserhalb der Schweiz lizenziert sind.

Disziplin, Training und psychische Stärke

Auch wenn die Gesellschaft Glücksspiel oft mit Sucht und unseriösen Machenschaften verbindet, sieht die Realität im Profibereich oft anders aus. Erfolgreiche Pokerspieler investieren viele Stunden täglich in Analyse, Training, Fitness und mentale Gesundheit. Wer professionell spielt, muss Bankroll-Management beherrschen, Niederlagen verarbeiten können und konstant auf hohem Niveau performen. Genau wie ein Profisportler.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Schweizer Pokerspieler Linus Loeliger. Der Luzerner zählt weltweit zu den erfolgreichsten Online-High-Stakes-Spielern und das nicht durch Glück, sondern durch jahrelanges Training, Disziplin und analytisches Denken.

Ein Beruf mit Zukunft?

Ob man professionelles Glücksspiel als Sport oder als Beruf anerkennen will, bleibt umstritten. Sicher ist aber: Der Aufwand, den erfolgreiche Spieler betreiben, steht dem von klassischen Sportarten in nichts nach. Und während sich die rechtlichen Rahmenbedingungen langsam anpassen, bleibt das Spannungsfeld zwischen „Spiel“ und „Beruf“ bestehen.

Gerade in der Schweiz, mit ihrem stark regulierten Glücksspielmarkt, ist die Professionalisierung schwierig, aber nicht unmöglich. Vielleicht braucht es ein gesellschaftliches Umdenken, oder zumindest die Bereitschaft, zwischen zufallsbasiertem Glücksspiel und kompetitiven, strategischen Formaten wie Poker klarer zu unterscheiden.

Bitte beachten Sie, dass alle Angaben ohne Gewähr sind und Änderungen vorbehalten bleiben. Wir empfehlen, aktuelle Informationen direkt auf den jeweiligen Webseiten einzusehen.

Bilderquelle: YuliiaKa via Freepik

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